Wie soll man über etwas schreiben, über das man gehofft hat, niemals schreiben zu müssen?

Wie soll man all seine Gedanken, Erinnerungen und Gefühle in banale Worte fassen, die niemals all das ausdrücken, was man eigentlich sagen möchte, sind die Worte doch interpretierbar und banal.

Wie soll man einen Menschen, einen Freund beschreiben, bzw. sich verabschieden, wenn der einzige Gedanke, den man hat, der ist, wäre sie doch noch hier … bei mir… bei uns.

Am 12.11.2018 erreichte mich die Nachricht , dass Sandra es überstanden hat.

Dass diese Frau, meine Freundin, der Krankheit Krebs erlag. Diese Krankheit, die immer in unseren Gesprächen und Gedanken bei uns war, mal mehr, mal weniger.. weit weg und doch so nah.

Mit welchen Worten kann ich Sandra beschreiben?

Das erste Wort das mir einfällt ist –stark!

Stark für Ihre Familie, ihren Mann und vor allem anderen für ihre beiden Söhne.

Stark für die Verwirklichung ihrer Träume, Wünsche und Ziele.

Stark in ihrem Umgang mit dem Krebs.

Sie war auch stur und unnachgiebig, diskussionsfreudig und direkt, liebevoll als Freundin und verständnisvoll für eigenen Schmerz, Wut und Ohnmacht.

Humor! – Ja das hatte sie! – Wir haben gelacht über Situationen, uns, Siege, Niederlagen, Pläne und erwartete Erfolge – bis uns das Lachen verging, bis es ernst wurde. Dann wurden wir sarkastisch, zynisch .. still.

Sandra hat in ihrem Leben so viel erreicht. Gewiss, sie wollte mehr, hielt an jedem Strohhalm fest und plante und organisierte, half und unterstützte, wo sie Sinn darin gesehen hat. Sie inspirierte mich.

2016 lernten wir uns im Chiemgau kennen. Zur Vorbereitung auf ein Working Equitation Turnier. Sie schon als „alter Hase“, ich als absoluter Frischling. Mein erstes Turnier … und mir zitterten die Knie. Klar und mit den Grundsätzen der Working Equitation vertraut, vermittelte sie diese Reitart, brannte dafür und konnte somit andere Menschen erwärmen. Den Rennsport hatte sie damals schon als Eingeständnis zur Krankheit an den Nagel gehängt, doch Working Equitation war in ihrem Blut. Ihr habe ich meinen 6.Platz in der Einsteigerklasse auf meiner Vollblutstute Alana Bay zu verdanken. Sprach sie mir doch Mut zu, an mein Pferd und mich zu glauben.

Sie unterstützte meine Idee Working Equitation News zu gründen, half mir es zu verstehen, nahm mich mit auf Veranstaltungen und führte mich ein. Für sie gab es keine Grenzen, keine Dogmen .. für sie war es Freude am Reiten .. leistungsorientiert wie sie es bereits im Rennsport von Kindesbeinen an tat.

Viele Turnier, welche es heut gibt, verdanken wir ihrer Initiative, ihrer Unterstützung. Sherwood Ranch, PSA Deggendorf, WEN-Cup und zum Schluss die 1. Süddeutsche Meisterschaft.

Kontakte in der Szene ermöglichten dies, egal ob Trailbau, Organisation von Turnieren, Sponsoring.. Sandra hatte immer Ideen und die Hartnäckigkeit, sie zu verwirklichen.

 

Mein erstes Werbe-T-Shirt bekam sie, meinen ersten Entwurf von Visitenkarten schickte ich ihr und die ersten Pläne für die Saison 2018 besprachen wir zusammen.

 

Bereits im April 2018, am Abend des Bullridings des Max-Benz-Cups in Baldham, sprach sie ihre Zweifel aus, den geplanten WEN-Cup im Oktober 2018 nicht mehr zu erleben. Wir weinten zusammen und verweigerten uns diese Gedanken. Stattdessen tranken wir Tee und aßen Bonbons, da ich krankheitsbedingt sprachlos war (schöner Anfang einer Saison mit Standbetreuung). Doch auch das schafften wir und planten weiter.

Bald wurde es klar, dass es knapp werden wird und sie übergab gut durchdacht ihre Funktionen, blieb aber als Beraterin stets im Hintergrund, soweit es noch möglich war, dabei.

 

Zu unserer Aller Freude, schaffte sie es noch auf diesem Abschlussevent auf Gut Ising, dem WEN-Cup, dem finalem Punkteturnier, ihres„Baby’s“, der 1. Süddeutsche Meisterschaft dank ihres Mannes und der Familie, anwesend zu sein und den Erfolg ihres eigenen Pferdes, geritten von ihrer Nichte, mitzuerleben.

Es war gleichzeitig  ein grosses DANKESCHÖN der Reiterinnen und Reiter an sie, die Initiatorin, Freundin, Wegbegleiterin und Workerin.

Und auch da waren die Worte, wenn sie auch hervorragend durch Ralph Bleau vorgetragen wurden, zu gering…

Wir wussten alle nicht, dass es das letzte Mal sein sollte, Sandra zu sprechen, zu sehen.

 

Sie hat vielen von uns Aufgaben auf den Weg gegeben, an denen wir festhalten. Teils, weil es uns selbst so entspricht, teils weil es genau DAS wäre, was sie wollen würde.

Zurück bleibt eine Trauer, ein Verlust, ein unbesetzter Platz in unserer Runde.

..ein Glaube, eine Vision und eine Erinnerung an eine starke Frau, eine herzenswarme Freundin.. ein bemerkenswerter Mensch mit Ecken und Kanten, aber immer sie selbst!

 

Zurück bleibt ein Vorsatz weiter zu machen, eine neue Saison zu planen, zusammen zu halten und immer das Reiten und die Pferde ..

 

Mir persönlich fehlen noch mehr Worte, zu present sind noch die Bilder der Beerdigung und das Gefühl des Verlustes. Bestimmt hätte noch viel viel mehr über sie geschrieben werden können und sollen, doch jeder von uns trägt seine eigenen persönlichen Erinnerungen an sie.

 

In Gedanken bei Dir Robert und Deinen beiden Söhnen

Kerstin

Working Equitation News

Und Freundin

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