Freystadt steht für gute Organisation, Spaß und Freude am Reiten und Rinder!

Dass dieses Jahr noch Regen dazu kam, war wirklich schade.
Doch das Team von Freystadt ist inzwischen so routiniert, dass es kein schlechtes Wetter für all die fleissigen Helfer gab, was sie nicht meistern konnten. Trail aufgebaut am Abreiteplatz, spontan ab- und wieder aufgebaut in der Halle. Da legten sogar die Zuschauer mit Hand an, da sich die Schleusen des Himmels öffneten und es nicht nur regnete, sondern Wasser vom Himmel fiel. Pferd und Reiter wurden auf eine harte Probe für das Equipment gestellt – viele helfende Hände reichten Handtücher zum Trocknen oder Lappen zum Säubern von Stiefeln und Pferdebeinen. Optimismus war gefragt mit Wasser im Jacket und aufgeweichten Hosen – da wurde schon so mancher Rücken steif! Der Abreiteplatz erinnerte schon bald an eine groß angelegte Sonderübung für wasserscheue Pferde. Doch drinnen in der Halle gab es hitzige Gemüter und heißen Kaffee mit äusserst leckeren Kuchen – natürlich selbstgebacken von den Vereinsmitgliedern. Zuschauer blieben im Großen und Ganzen bei diesem Wetter zuhause, somit hatte man eine geschlossenen Gruppe von Workern, Helfern und Turnierbegleitern. Das PSV-Team glänzte stets, allen voran, Kathrin Huber, mit guter Laune und stets offenem Ohr für Zuschauer, sowie Aussteller, Ralph Bleau, Mitsponsor der Deutschen Nationalmanschaft in Working Equitation, Iberosattel und meine Person, Working Equitation News mit der Ehre der Übergabe der Sachpreise für die 1.Plätze von der Firma Nösenberger.
Ungewöhnlich und somit eine reiterliche Herausforderung war die Zeiteinteilung der Rinderarbeit. Nach neuem Reglement und somit als separate Wertung, fand die Rinderklasse am Abend des ersten Turniertages statt. Das bedeutete konzentrierte und versammelte Dressur am Vormittag, temperamentvolle Arbeit am Rind am Abend und am nächsten Tag in der Früh der Dressurtrail und um das Turnier abzuschliessen, Speedtrail am Sonntag Nachmittag. Da zeigte es sich, wer sein Pferd an den Hilfen hat und das Temperament der durchaus blütigen Tiere kontrollieren konnte.

Man kann gar nicht auf jeden dieser tollen Reiter eingehen, doch haben sie alle an diesem Wochenende Kampfgeist und Durchhaltevermögen bewiesen. Klasse E, Jana Baumgärtner auf Fenicio und Klasse A, Stefanie Seebauer auf Bue haben über das grosse Feld der Reiter mit Bravour gesiegt. Herzlichen Glückwunsch meinerseits – ihr habt einen wirklich guten Job gemacht!
Die Dressuraufgaben dieses Jahres sind eine echte Herausforderung. Die Lektionen sind durchaus zu reiten, doch viele viele Lektionen wurden in die Dressuraufgabe der oberen Klassen hineingepackt. Da hörte man die Glocke des Richters zu oft. Fast kein Reiter, der sich nicht verritten hatte oder mit dem zweiten Glockenläuten, disqualifiziert wurde. Ob das noch etwas mit reiner Rittigkeitsüberprüfung zu tun hat, darf sich jeder selbst beantworten. Ich denke, es ist eine Gratwanderung, die man hier geht.
Das gilt ebenfalls für die Rinderprüfung. So eine Halle wird schon sehr gross, wenn man allein mit seinem Pferd sich 12 Rinder gegenüber stehen sieht, die, wie in diesem Falle, durchaus als „sportlich“ bezeichnet werden konnten. Keine Kälber, sondern „pubertierende Jungkühe“ die sich flink und wendig noch an Linien vorbeischlängelten und somit dem Reiter leider den Erfolg verwehrten. Hier war echtes Geschick gefragt und Erfahrung und eine gute Portion „Gummi“, gepaart mit einem Quentchen Glück. Da reichte es nicht aus, alleinig im Besitz eines Rinderscheines zu sein – hier ist Training gefragt. Doch das Rindertraining ist ein Thema, das ich in einem separaten Artikel gerne behandeln möchte.
Doch enttäuschte Geister wurden bei einem sehr delikaten Abendmenue für Worker wieder besänftigt. Leckere Speisen und Getränke auf der Empore stimmten Zuschauer und Reiter milder. So eine Art von Verpflegung auf einem Turnier findet man nur beim PSV Freystadt !
Ebenfalls besonders zu erwähnen gilt ein ganz bestimmter Reiter mit seinen beiden Pferden. Pedro Ribeiro mit seinem „Fairytail von Freystadt“. Bereits in der Workinge-Equitation-Szene bekannt, zeigte Pedro Ribeiro mit seinen beiden Wallachen Imperador und Fusao, was wirklich gute, konstante Arbeit schaffen kann. Selbst in den 2 Jahren die er nun in Deutschland lebt, gereift an Erfahrung und Charakter, schaffte er in der Klasse L mit Imperador, sowie in Klasse M mit dem Cruzado Fusao einen bemerkenswerten Erfolg. Besonders dieser Cruzadowallach, der erst im November 2017 aus Portugal in Deutschland eintraf und schonungsbedingt erst ab Januar 2018 zu reiten und trainieren fähig war. Mit genau diesem Pferd, das hier in Freystadt sein allererstes Turnier in Deutschland antrat, und das gleich in der Klasse M, erritt Pedro Ribeiro souverän den 3. Platz in der Gesamtwertung. Imperador, der jüngere Wallach wird pferdegerecht langsam aufgebaut und konnte in der Klasse L den 2. Platz belegen. Wenn das kein Erfolg für das Team Ribeiro/Cosgrove/Spinner ist!! Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite. Hier handelt es sich um den heissesten Anwärter für eine Platzierung in der 1. Süddeutschen Meisterschaft. Ich freue mich, sie alle auf Gut Ising, dem Punktefinale dieser Meisterschaft vom 5.-7. Oktober 2018 wieder zu sehen. Das Selbe gilt für Cora Welsch auf ihrer Stute Flicka von der Reitanlage Haslach. Dieses Pferd-Reiter-Paar konnte den 1. Platz in der Klasse L belegen vor Pedro Ribeiro und Rosemarie Vogginger auf Rosi’s Prinz.
Die Klasse S gewann Katrin Frankenberger auf ihrem bekannten Mogli vor Tina Jäger mit ihrem beeindruckenden Primo, einer schwarzen Schönheit und Mihai Maldea auf Benjamim, der an diesem Wochenende seine menschliche Größe bewies, indem er seine eigenen Fehler mit Gelassenheit und Humor hinnahm. Mirjam Wittmann auf Danielle war krankheitsbedingt nicht in Höchstform, hat sich aber tapfer, trotz schmerzendem Ischias, durch alle Disziplinen gezwungen. Auf diesem Wege gute Besserung Mirjam !

Doch wie so oft im Leben, gab es auch bei diesem Turnier einen Wermutstropfen und man möge es mir nachsehen..es kann nicht unerwähnt bleiben. Wer mich kennt, weiss, dass mir die Working Equitation und ihre Menschen dahinter am Herzen liegen und ich immer bereit bin, die fleissigen Hände und regen Köpfe hinter der Bühne ein wenig in den Fordergrund zu stellen. Das Amt eines Richters ist bestimmt nicht einfach. Entscheidungen werden diskutiert und angefochten und man steht immer im Fokus für Kritik und abgewiesene Verantwortung der Reiter. Ein Richter ist durch sein Amt angehalten als Vorbild im Umgang mit schwierigen Situationen und das Aussprechen von konstruktiver Kritik im Rahmen des Möglichen zu wirken. Ebenfalls muss er/sie entsprechend der verschiedenen Leistungslevels richten und beurteilen, fair und sachlich, ohne eine nonverbale oder gar offensichtliche emotionale Einfärbung des gesagten oder geschriebenen Wortes. Dass das leider nicht jederman(n)s Vermögen ist, ist in der privaten, persönlichen Welt schon schwierig hinzunehmen, noch mehr, wenn es sich hierbei um einen Menschen handelt, der sich gerade „in der Arbeit“, sprich beim Richten befindet. Die mir bisher bekannten Richter beeindruckten mich durch Professionalität in der Beurteilung, sowie im mitmenschlichen Benehmen. Zynismus und Sarkasmus, der vielleicht als Spässchen ausgelegt werden kann, ist hier absolut fehl am Platz und ist ein Handeln, das einer persona non grata entspricht. So etwas schadet der Working Equitation leider nur und fördert nicht den Selbstwert eines Reiters, der sich noch nicht seit Langem in dieser Szene bewegt. Ein Profi nimmt diese Beurteilungen vielleicht mit einem Lächeln und der Reife des Alters hin, doch Einsteiger oder Anfänger setzt dies doch schon zu. Es ist für jeden Reiter mit seinem Pferd, egal in welcher Klasse, ein aufregender Moment vor Menschein sein Können, egal auf welchem Level, unter Beweis zu stellen. Sehr geehrter Herr Hans-Martin Steißlinger, es geht nicht darum, den Reitern zum Mund zu reden – es geht darum, Kritik wohlwollend und ohne Zynismus, neutral, anzubringen.
„Eine gesunde Kritik sollte bei der Beurteilung künstlerischer Leistungen weniger darauf sehen, Proben des eigenen Scharfsinns abzulegen, als mehr danach streben, unsere Fähigkeit zur Aufnahme geistiger Genüsse zu steigern“ (Franz v. Holtzendorff)

Im Rückblick war es eine gelungene Veranstaltung und ich freue mich nächstes Jahr wieder auf dieser schönen Anlage diverse Turniere besuchen zu dürfen. Ihr Alle habt dieses Wochenende unvergesslich gemacht und mit Eurem Optimismus und Eurer „unverregnenbarer“ Stimmung zu einem Turnier der Saison gemacht, über das man positiv sprechen wird.

Auf geht’s zum nächsten Punkteturnier der 1. Süddeutschen Meisterschaft auf der Sherwood-Ranch vom 30.August bis 2.September.
Ich freue mich !

Kerstin Minks
Working Equitation News

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