Als ich 2019 in die Schweiz gezogen bin, blieb mein Interesse natürlich weiterhin der Working Equitation zugewandt. Ich sah die Schwe

izer Mannschaft in München auf der WM 2018, da erritten sie den 7. Platz in der Gesamtwertung (F.Matter/C.Chmiel/T.Tuchschmid-Monnier/C.Riedo) und blieben mir mit ihren traditionellen Treibstecken bei der Rinderarbeit gut in  Erinnerung.

Natürlich wollte ich sofort in der Schweiz in der Disziplin Mitbegeisterte finden und bin bei meinem ersten Kurs, an dem nicht ich die Organisatorin war, sondern Reiterin, gleich auf Franziska Zeller gestossen. Franziska begeisterte mich durch ihre positive Ausstrahlung, ihrem Lachen und ihre offene Art. Ich bin ehrlich – ich bin ein Fan von ihr.

Franziska ist eine sehr vielseitige Person. Schon als Kind mit dem Pferdevirus in einer NICHT-Pferdefamilie ein Sonderling, verhalf ihr ihr Götti mit 10 Jahren aufs Pferd. Bei einem Pferdehändler durfte sie reiten und lernte nicht nur reiten, sondern auch Runterfallen. Mit 20 Jahren leistete sie sich ihr ersten eigenes Pferd und startete damals im jährlichen Vereinsspringen bis Klasse L. Nach dem Irischen Wallach Shagan folgte die Mutter ihrer heutigen beiden Zwillingsstuten, Lordena (Lord Caletto x Calypso II ) und später Condo ( CH ) mit welchem sie sagenhafte Ritte in der Vielseitigkeit absolvierte. Franziska vertraute der guten Abstammung von Lordena und paarte sie mit Black Jack ( Cornet Obolenski x Heraldik ) woraus ihre beiden Zwillingsstuten Bucaramanga und Black Ivory (2013) hervorgingen. Die Abstammungslinien sind für das Springen sehr gut geeignet, dass die beiden sich auch in der Dressur und Working Equitation geschickt erweisen, ist keine Frage.

Bis zu Ihrem Einstieg in die Working Equitation konnte man Franziska in der Vielseitigkeit und in der Dressur finden. Die Dressur fördert die Korrektheit des Reitens – das Springen die Flexibilität und das stellte sie gebührlich unter Beweis bis eine Freundin sie zu einem Working Equitation Turnier überredete. Nach dem Motto: Kam – Sah – und siegte verfiel Franziska der neuen Disziplin mit Haut und Haar. Diese Disziplin gibt dem Pferd die Möglichkeit mitzudenken und deshalb bin ich hängen geblieben. So beschreibt Franziska ihren Einstieg. Sie liebt weiterhin die Vielfältigkeit des Reitens. So nimmt sie neben ihres regelmässigen Trainings bei Bento Castelhano, Springunterricht bei Ihrem Lehrer Philipp Rüegg.

Mit Bento verbindet sie eine jahrelange innige Freundschaft, welche durch die Zusammenarbeit zur EM 2016 und WM 2018 entstand.
Franziska, als Chef de Equipe des Schweizer Nationalteams arbeitete Hand-in-Hand mit dem damaligen Trainer für die Mannschaft, Bento Castelhano zusammen. Bento ist als erfahrener Dressur und Working-Equitation-Reiter bekannt und gibt weltweit Unterricht. Platz 5 in der Gesamtwertung bei der EM 2016 und Platz 7 bei der WM 2018 hat das Team ( Zeller/ Castelhano / Holm ) miteinander erreicht. Danach trennten sich zumindest die geschäftlichen Wege, doch die Freundschaft mit Bento ist bis heute erhalten geblieben. Wer die beiden auf einem von Franziska organisieren Kurs erlebt, spürt die Jahre des Strebens nach Perfektion. Die gemeinsame Ideologie nach Harmonie mit dem Pferd und der Wunsch nach Freude beim Reiten für Reiter und Pferd lassen die Kurse kurzweilig und höchst informativ sein. Bento kommt 6x jährlich in die Schweiz zu Franziska.
Das Erste was auffällt, wenn man Franziska auf dem Pferd sieht – ist ein Lächeln. Die Arbeit mit ihren beiden selbstgezogenen Stuten erfüllt sie und trotzdem stellen sie und ihr Mann Walter die Zucht ein. Beide können sich so schlecht von ihren Zöglingen trennen.

Der Mann hinter Franziska ist Walter – der immer mit helfender Hand seiner Frau zur Seite steht, nicht auf dem Pferd, sondern mit beiden Beinen fest auf der Erde, hat immer einen Rat oder eine konstruktive Kritik parat. Walter ist durch und durch ein Pferdemensch – doch auf das Pferd möchte er nicht. Parcourbau, Organisation, Logistik, Turnierhelfer, Hindernisbauer, -vermieter und –reparateur, Mentalcoach für Franziska, Pferdehalter (im wahrsten Sinne des Wortes) – einfach eine Unterstützung in allen Lagen – er ist die Stütze ohne die es nicht ginge.  Er steht für Fragen an www.we-hindernisse.ch zur Verfügung, bei Vermietung und Verkauf von Hindernissen für die Working Equitation.

Diese Hindernisse setzen sie natürlich auch ein bei den Kursen die Franziska organisiert und abhält. Das Credo aus jedem Kurs soll ein zufriedenes und selbstbewusstes Pferd sein. Hier werden die Pferde vorsichtig an die Hindernisse herangeführt und dürfen ohne Druck ihre ersten Erfahrungen machen. Ob Schnupperlehrgang oder Dressur – stets sollen frohe Gesichter die Halle verlassen und da gilt es, das Richtige im richtigen Zeitpunkt zu fordern. Ihr Terminplaner für 2021 ist vielfältig – schaut mal rein, es ist bestimmt für jeden von Euch etwas dabei.

Zum Abschluss unseres Interviews wollt ich von Franziska noch wissen, wie sie die Reiterszene in der Schweiz in der Working Equitation sieht.
«Viele Reiter sind sehr interessiert an der Working Equitation. Viele etwas ältere Reiter mit sehr guter Ausbildung wechseln aus den anderen Disziplinen in die WE, da sie neue Herausforderungen suchen. Sie haben meistens schon «alles gesehen» oder möchten sich und ihr Pferd neu ausprobieren. Die verschiedenen Klassen ( Dressur, Maniabilité, Speed ) sind vielseitig. Hier kann jeder Pferdetyp «punkten» und somit ist diese junge Disziplin nicht nur für spezielle Pferderassen geeignet.»

Ob es die Rinderarbeit in der Zukunft noch geben wird, das kann man aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Der Tierschutz hat ein wachsames Auge auf diese Pferde-/Rinderarbeit – Franziska selbst hat hierfür keine Ambitionen.

Wichtig ist ihrer Meinung nach, die Attraktivität der Disziplin vor allem in den Einsteiger- und Anfängerklassen zu erhalten. Das Niveau der Aufgaben sollte der Alterklasse von Reiter und Pferde angepasst sein. Hier ist der BREITENsport vertreten, die Tester, die Neugierigen, die Brennenden, die Träumer, die Überzeugten und die eventuellen NICHTprofis, dafür PROFIanfänger. Hier sind die unterschiedlichen Pferderassen mit ihren Veranlagungen und Können zu berücksichtigen. Die Zahl der Nennungen in den Klassen zeigt es auf.

Vielen Dank Franziska für das nette und offene Interview.
Ich kann nur sagen, die Working Equitation in der Schweiz LEBT unter Anderem durch DICH.

Ich habe hier tolle Ritte und Turniere schon gesehen und würde mich freuen, diese Reiterszene ein wenig mehr ins Licht zu rücken.

Mein nächster Beitrag wird eine weitere Reiterin der Working Equitation Szene in der Schweiz vorstellen… ihr dürft gespannt sein…..

Herzlichst Eure

Kerstin Minks

Working Equitation News

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